Das ist eine kurze Nachtgeschichte.
Es ist sehr spät in der Nacht und ich bin die Einzige, die auf den Zug wartet. Ich betrete den leeren unterirdischen Bahnsteig. Manche kleine Punkte bewegen sich dort weit weg auf dem glänzenden Boden und verstecken sich dann in engen, dünnen Linien innerhalb der Wände. Wie passen sie überhaupt in diese Linien? frage ich mich. Dann höre ich ein leises, aber durchdringendes Geräusch. Diese kleinen beweglichen Punkte machen ein Geräusch; in Wirklichkeit haben sie eine Stimme. Ihre eigene Stimme. Wenn ich mich ihnen nähere, verschwinden sie auf einmal. Deshalb muss ich jetzt meine Bewegung so anpassen, dass ich ihnen näher kommen kann, ohne dass sie sich in Luft auflösen. Meine Schritte werden jetzt sanfter und langsamer. Es gelingt mir, näher an die tanzenden Punkte heranzukommen, und dann merke ich, dass diese kleinen Kugeln, in Wirklichkeit ein Haufen von Mäusen sind. Winzige kleine Babymäuse. Sie flüstern das Lied des vorwegnehmenden Zuges und das Lied der Mülleimer, das Lied der engen Linien, in denen sie sich verstecken.
Ich fange an, mit ihnen zu sprechen und frage, wann der Zug kommt. Ich sage ihnen, dass ich diese Nacht nicht laufen möchte, weil es draußen kalt ist. Dennoch werden sie mir keine Antwort geben, sondern bewegen sich weiter auf dem Boden, greifen die Plastikmüllsäcke an, tanzen auf den Zugschienen und dann zurück in die Wandlinien.
Wie viel Zeit vergangen ist, weiß ich nicht mehr. Aber ich konnte fühlen, wie der Boden bebte, und mir wurde klar, dass dies die Zeit für mich war, weiterzugehen. Ich konnte jetzt die roten Ampeln des Zuges sehen und die Kraft des Windes spüren.
Dieser war der Moment, in dem alle Punkte sich in Luft auflösten und ich wieder allein war.